
Ein Platz an der Sonne
Letze Änderung am 25.03.2020 von Jörg Wulfes
Drei Fernsehprogramme, dass war’s dann auch schon!
Kaum jemand kann sich heute noch vorstellen, dass es einmal nur drei Fernsehprogrammen zur Auswahl gab! ARD, ZDF und ein regionales Drittes! Das war’s!
Und ebenso seltsam mag es uns heute erscheinen, dass Fernsehereignisse so das Leben der Menschen beeinflussten, dass Straßen nur so leer gefegt waren! Man sprach damals, im wahrsten Sinne des Wortes, von „Gassenfegern“. Egal ob im Winter oder Sommer, im Frühling oder Herbst, bei Regen oder Sonnenschein, wenn ein solcher „Gassenfeger“ im Fernsehen kam, waren die Straßen leer, einfach nur leer!

Fernsehlotterie Plakat
Bildquelle: www.fernsehlotterie.de
Ein Platz an der Sonne!
Zu den Highlights des eines jeden Fernsehjahres gehörte die „Fernsehlotterie“ in der ARD, also im ersten Programm.
Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern wann genau im Jahr die „Fernsehlotterie“ stattfand, der Slogan der Lotterie ist jedoch bis heute gleich geblieben: „Ein Platz an der Sonne“!
Mit 5 Mark sind Sie dabei!
Wochen bevor DAS Superereignis losging, wurde kräftig die Werbetrommel dafür „gerührt“. „Mir 5 Mark sind Sie dabei!“ Die Leute stürmten nur so in die Sparkassen und Volksbanken, um IHR persönliches Los einzuzahlen.
Heute wird, im Zeitalter des Internets, der Geldtransfer wie selbstverständlich bargeldlos bequem online abgewickelt. Damals musste man das Geld per Vordruck überweisen. Für die „ARD Fernsehlotterie“ gab es dafür in den Banken spezielle Überweisungsvordrucke.
Den Durchschlag der Überweisung bekam der überaus hoffnungsvolle Lotteriespieler, ein kleiner „Schnippel“, mit dem Namen und der Adresse des Glücksritters, wurde abgeschnitten und an die Fernsehlotterie per Post von der Bank vorgeschickt. „Und bitte füllen Sie Ihre Überweisung gut leserlich aus!“
Ab in den „Glückswirbel“
Alle Lose kamen dann in eine riesige gläserne Lostrommel, den sogenannten „GLÜCKSWIRBEL“. Die erste Version dieser gigantischen sich drehenden zylindrische Trommel. Durch einen permanenten Luftstrom wurden die Lose durch ein sich über der Trommel befindendes Rohr gepustet. Am Ende des Rohres, auf der anderen Seite der Trommel, gab es einen „Glaskasten“ mit einer runden Öffnung durch die man greifen konnte, um die durchflatternden Lose auffangen zu können. Danach flogen die Lose wieder in den „Glückswirbel“ zurück. In einer späteren, modifizierten Ausführung des „Glückswirbels“ (siehe Abb. 2), viel die „Rohrkonstruktion“ weg. Der Griff in den „Glückswirbel“ blieb jedoch!

Fernsehlotterie „Glückswirbel„
Bildquelle: www.fernsehlotterie.de
Es galt einige richtig tolle Gewinnen zu ergattern. Da gab es einige Häuser, Autos, tolle Reisen und Geldgewinne. Aber auch kleine Preise, wie etwa Waschmaschinen, Küchengeräte aller Art, ein „flottes“ Kaffee- oder Tafelservice, mit etwas Glück das passende Besteck-Set dazu und andere nützliche Haushaltsutensilien wurden verlost.
Datenschutz, kann, muss man aber nicht 🙂
Die richtig „fetten“ Preise, also die Häuser, Autos, Reisen usw. durften Prominente, heute würde man VIPs sagen, ziehen.
Der VIP schob seinen Arm durch die Öffnung im Glaskasten und versuchte ein vorbeiflatterndes Los aufzufangen. Hatte sie/er das dann geschafft, musste der Losabschnitt dann von einem Notar auf seine Gültigkeit hin geprüft werden.
Und dann kam der spannende Augenblick. Name und Wohnort der Gewinnerin/ des Gewinners wurde vorgelesen. Mit dem Datenschutz nahm es damals nicht so genau! Nur ganz selten kam es vor, dass der Name, auf Wunsch des Loskäufers, mal nicht genannt wurde; die Erwähnung des Wohnortes war aber obligatorisch.
Familie „Schw.…“; was für Glückspilze
Gleich vorneweg, meine Eltern haben in all den Jahren nie etwas gewonnen.
Aber darauf kam es gar nicht so an. Entscheidend war der Spaß für die ganze Familie.
„Ach guck mal an die Hannelore XYZ hat ein Kaffeeservice gewonnen! Die kenne ich vom letzten Waldfest“. „Ne ne, der Horst hat ein Moped ergattert, hat der überhaupt einen Führerschein?“
Und so ging es den ganzen Tag vom Nachmittag bis zum Abend. Irgendjemand war immer bei den Gewinnen dabei, den man kannte, als wenn ganz Deutschland Abermillionen an Losen gekauft hatte, was ja auch so war!
In unserem Ort gab es aber eine Familie, die immer etwas gewann! Sollten sie ein Jahr mal nicht bei den glücklichen Losspielern dabei gewesen sein, so habe ich das vergessen! „Und hier haben wir wieder eine Reise für die ganze Familie an die Nordsee! Der oder die Gewinnerin kommen aus …… und heißen Schw…..“. „Ne, das kann doch nicht sein, die gewinnen aber auch immer! Das gibts doch nicht!“ Ich erinnere mich an ein Jahr, wo Familie „Schw…..“ sogar zwei oder drei Gewinne abgesahnt hatte. Ich möchte nicht wissen für wieviel D‑Mark die guten Leute jedes Jahr Lose gekauft hatten 🙂
Neid? Nicht wirklich!
Aber auch wenn man nichts gewonnen hatte, neidisch war man nicht wirklich auf die Glücklichen aus der Nachbarschaft; zumindest ließ man es sich nicht anmerken 😉
Ich fand die Fernsehlotterie-Nachmittage immer sehr spannend und fieberte bei jedem Griff in die Lostrommel mit meinen Eltern mit, allein das war schon „Losglück“ genug! „Nächstes Jahr sind wir vielleicht dabei, mit etwas Glück!“ 😉
Fernsehlotterie
Wer mehr über die Historie der Fernsehlotterie
wissen möchte, wird unter www.fernsehlotterie.de fündig.
Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn du auf so einen Affiliate-Link klickst und über diesen Link einkaufst, bekomme ich von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht. |