Weiße Mäuse
Letze Änderung am 11.03.2020 von Jörg Wulfes
Weniger war mehr!
Wenn ich heute im Aldi, Lidl, Penny, oder irgend einem anderen Supermarkt, vor den Süßigkeiten-Regalen stehe, frage ich mich oftmals, braucht man diese Mengen an Zuckerwerk wirklich, oder ist weniger nicht mehr? Was für ein Überfluss!
In meiner Kindheit und das ist jetzt schon gut fünfzig Jahre her, gab es in unserem Dorf zwei kleine „Tante-Emma-Läden“. Der eine Laden war so klein, dass der einzige Geschäftsraum bequem in unser heutiges Wohnzimmer gepasst hätte. Die Räumlichkeiten des zweiten Dorfladens waren großzügiger bemessen. Außerdem gab es eine eigene Fleischerei und einen, nun ja eher kleinen Tresen mit allerlei Backwaren.
Süßigkeiten statt Aktien
Und genau in letzteren Laden ging ich besonders gern. Und warum?
Nun, dazu sei Folgendes angemerkt. Früher war es nicht unbedingt üblich, dass Kinder Taschengeld bekamen, zumindest war das bei meinen Spielkameraden und mir der Fall. Aber hin und wieder erhielt ich mal ein paar Groschen von meinen Großeltern oder meinen Eltern in die Hand gedrückt. Und da Geld dazu da ist in Umlauf gebracht zu werden, legte ich meinen kleinen Schatz nicht in Aktien, sondern in Süßigkeiten an.
Plombenzieher und Co.
Bei „Brands“, so hießen die Inhaber des Ladens meines Vertrauens, gab es auch eine kleine Auswahl an Süßigkeiten und ich betone, eine KLEINE Auswahl!
Und alles einzeln, nicht wie heute im Dutzend billiger.
In fein säuberlich aufgereihten großen Glasgefäßen, welche mit einem Blechdeckelverschluss versehen waren, befanden sich all die Dinge, die wir als Kinder so gerne „verschnabulierten“.
Da gab es schreiend bunte Kaugummikugeln, Lakritzschnecken, kleine Milkyway und Mars Riegel, Schleckmuscheln, Zuckerketten, Karamellbonbons, Geleebohnen, den Plombenzieher Bazooka-Kaugummi und andere Köstlichkeiten.
Fünf Pfennig und ein Kinderstrahlen gratis dazu!
Aber eine Süßigkeit mochte ich besonders gern: weiße Schaummäuse! Wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, kostete eine Maus fünf Pfennig. Fünf Pfennig für ein Kinderstrahlen, dreißig Pfennig zur Glückseligkeit 🙂
In all den Jahren meiner Kindheit habe ich so etliche süße weiße Mäuschen in den Süßigkeitenhimmel befördert. Habt Dank euch allen für diese zuckrigen Momente die ich nie vergessen werde!
Und ab in die Papiertüte
Die weißen Mäuse wurden mit einer Zange aus ihrem gläsernen Gefängnis befreit und in einem kleinen Körbchen zwischengelagert. Hier landeten auch all die anderen Köstlichkeiten, wenn es einmal mehr als dreißig Pfennig auszugeben gab.
Mit diesem Korb ging dann das glückliche Kind zur Kasse, wo der erworbene Schatz Stück für Stück entnommen, zusammengerechnet und in einer kleinen Papiertüte verstaut wurde. Plastik, nein Danke!
Schneller Ausbruch und ein jähes Ende
Wie gewonnen, so zerronnen! Eigentlich hätte die Tüte mit den Mäusen ja die ganze Woche reichen sollen, aber der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach. So verschwand ein Mäuschen nach dem anderen, unwiderstehlich im Geschmack.
Keiner wusste so richtig, wohin sie ausbüxten. Plötzlich war die Tüte leer, einfach nur leer!
Und so wurde die Verpackung im letzten Akt des Dramas aufgeblasen, um mit einem lauten Knall beim Draufschlagen zu zerplatzen.
Schade, schon vorbei!
Für Nostalgiker 🙂
Es gab zwei Süßigkeiten, bei denen mir immer schlecht wurde, welche aber zu meiner Kindheit „Kult“, oder wie man heute sagt ein „must have“, waren!

Schleckmuscheln (*)
Ich frage mich heute noch, wie wir so etwas gut finden konnten. Zum einen waren/sind die „Dinger“ schreiend süß, vollgestopft mit künstlichen Aromen und Farbstoffen, zum anderen hat man sich mit schöner Regelmäßigkeit Zunge und Lippen daran „aufgeschrubbert“. Von der Übelkeit nach dem Schlecken der zweiten und dritten Muschel ganz abgesehen 🙂
Bildquelle: Amazon.de (*)

Zuckerketten (*)
Kleine Zuckerlinsen mit einem Loch in der Mitte. Aufgereit auf einem Gummifaden. Natürlich wurden die Zuckerketten auch wie eine echte Kette „getragen“. Die Zuckerlinsen knabberte man dann Stück für Stück ab. Wen störte schon, dass der Hals nach kurzer Zeit total verklebt war?! Einmal pro Woche ging es doch in die Badewanne! 🙂
Bildquelle: Amazon.de (*)
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